Ein Stück für die Ohren und das Herz

«Helvetica – Das Volksmusical» und damit die elfte Welturaufführung der Music Productions ist ein voller Erfolg. Es überzeugt durch Tiefsinn, Humor und Begeisterung für die Musik, das Schauspiel und das gemeinsame Miteinander, das in einem fulminanten Musik-Medley gipfelt und Lust auf mehr macht.

Der erste Blick gilt dem durch viele Details überzeugenden Bühnenbild – einem Querschnitt durch die «MS Helvetica» mit Kajüten, Kantine, Maschinenraum und Brücke. Noch nie zuvor war der Platz der sehr breiten und wenig tiefen Bühne dermassen gut ausgenutzt.

So vielfältig wie die Räume sind auch die Spielplätze, die Musik, die Persönlichkeiten und die Dialekte, die das multikulturelle Schaffen in der Region und der Musik aufzeigen, sich ineinander vermischen und immer wieder zum Schmunzeln bringen.

 

Musiker lassen sich nicht unterkriegen

Die Musik ist Mittelpunkt auf der Bühne und in der Story. Denn die Kunst wird in der Schweiz verboten. Zu ineffizient ist sie dem CEO der neuen «Schweiz AG». Geld und Macht sollen das Sagen haben. Deshalb werden Künstler auf die «MS Helvetica Optima» gebracht, mit dem Ziel, sie zu Maschinisten, Köchen oder Reinigungskräften umzuschulen. Der «Projektleiter 271» (Michael Aeschbacher) und Elmar, der Kapitän des Schiffs (Christoph Wettstein) bewachen die Passagiere auf Schritt und Tritt. Doch die Musiker lassen sich ihre Luft zum Atmen – die Musik – nicht so schnell nehmen.

 

Von Volksmusik bis Rap

Die Rollen sind auf die Schauspieler zugeschnitten. Mit Oliver Frischknecht verkörpert einer der erfolgreichsten Musical-Darsteller den Bösewicht des Stücks. Dies auf zwei Ebenen – als «CEO Gustav» und im familiären Konflikt mit seinem Sohn Lukas (Denis Maurer), der unter falscher Identität auf das Schiff kommt, mit dem Gedanken aus der Schweiz zu fliehen. Eva Maropoulos überzeugt als serbische Schriftstellerin Sanja Ilic durch ihre Leichtigkeit, das Sanfte in Bewegung und Stimme und Maria Fitzi als «Appenzeller Wetterhexe» Beatrice Schläpfer durch das Standhafte und Bodenständige.

Schlagzeuger Jan Geiger und das «Appenzeller Echo» sind als Revoluzzer ins Musiktheater integriert und ebenso Teil der Geschichte wie die musikalischen Leiter Goran Kovačević und Peter Lenzin, die ein Dutzend Songs neu arrangiert, einen Rap geschrieben und Musikrichtungen wie Jazz, Balkanmusik, Irish Folk und traditionelle Appenzeller Volksmusik ineinanderfliessen lassen.

 

Mit Ironie und Augenzwinkern

Die Autoren Marcel Baumgartner und Michael Zäch schrieben mit der Story «Helvetica» ein Musiktheater, das mit Tiefsinn, aber auch mit einem Stück Ironie und Augenzwinkern versehen ist und das von Isabella Rapp bei ihrer Feuertaufe als Regisseurin perfekt umgesetzt wurde. «Helvetica» regt gleichzeitig zum Denken wie auch zum Lachen an. Oder wie es Kapitän Elmar treffend sagen würde: «Ein Stück für die Ohren und das Herz.» Dies noch bis zum 24. Juni in der Lokremise in Buchs.

 

Text: Andrea Kobler
Fotonachweis: Roman Jäger,  jagdzoom.ch
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Die Schweiz braucht Kultur. Dies wird im Musical «Helvetica» mehr denn je bewusst.

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